"Schaffen Sie das Bügelbrett ab!" – Vereinfachen im Haushalt
Während meiner Aufräumcoachings vor Ort merke ich deutlich, wie wichtig neben dem "Klar Schiff machen" das Lockern jahrelang eingefahrener Routinen im Haushalt ist. Unbestritten – Routinen spielen eine entscheidende Rolle in unserem Alltag und bieten zahlreiche Vorteile für unsere Gesundheit, Produktivität und unser Wohlbefinden. Manchmal hindern sie uns aber auch daran, ein einfacheres, stressfreieres Leben zu führen!
Ich lade Sie ein, Ihre Haushalts- und Ordnungsroutinen zu reflektieren und zu Ihrem Vorteil zu ändern. Dafür möchte ich Ihnen heute zwei Geschichten aus meinem Ordnungscoach-Alltag erzählen:
Fallbeispiele aus der Ordnungsarbeit:
Fallbeispiel 1: Flug verpasst – aber gebügelte Socken
Mein Klient – ein Geschäftsmann, der regelmäßig auf Geschäftsreise geht – klagte über immerwährende Bügelwäscheberge. Vor seiner letzten Dienstreise bügelte er am frühen Morgen noch die komplette Wäsche, die eingepackt werden musste. Und verpasste dann fast seinen Flug!
In seinem Haushalt wurde alles gebügelt: Natürlich die Hemden, aber auch die Socken und sogar die Küchenhandtücher. So hatte er es in seiner Familie einst gelernt und völlig selbstverständlich in seinen eigenen Haushalt übernommen. Die Wäscheberge, die nicht nur neben dem Kleiderschrank sondern auch in allen möglichen anderen Körben in der Wohnung zu finden waren, erzählten von der tiefen Überforderung mit dieser Mammutaufgabe.
Im Coachinggespräch arbeiteten wir heraus, dass er aus einem tiefen "Das gehört sich so!" aus seiner Kindheit niemals einen Schritt heraus gewagt hatte. Seine Mutter hatte niemals auch nur eine Falte an seiner Kleidung toleriert, denn "was sollen nur die Nachbarn denken?!".
Ich hinterfragte mit ihm, welche Textilien ER eigentlich als "bügelwürdig" ansieht. Allein der Gedanke, dass die Handtücher NICHT gebügelt werden müssen, dass dies kein Naturgesetz ist, ließen ein unfassbar erleichtertes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. Mein Kunde entschied, dass er nur noch seine Hemden, Hosen und schickeren T-Shirts bügeln würde. Außerdem würde er die Dienste einer Reinigung oder einer Haushalthilfe in Anspruch nehmen, um die Aufgabe in Zukunft delegieren zu können. Die freie Zeit würde er nutzen, um endlich seinem Hobby nachzugehen und seinen Flug zum Geschäftstermine nicht mehr zu verpassen, weil die Socken noch nicht gebügelt waren!
Fallbeispiel 2: Gläser wie bei Sisi – aber keine Freude
Meine Kundin in ihren 20ern lebt ein reges Sozialleben. Sie liebt es, Freundinnen in ihren Wintergarten einzuladen und mit ihnen den ganzen Abend zu klönen. Was sie nicht liebt, sind die Berge an feinstem Geschirr (Gläser, Schälchen, Teller...), das sich nach jedem Abend für Wochen ihrer Küche stapelt und von Hand abgewaschen werden muss. Eigentlich hasst sie Abwaschen und so standen die Gläser (handbemalt mit Gold) und das feine Geschirr tatsächlich wochenlang ungespült herum und wurden zum großen Ärgernis für meine Kundin.
Mein Blick fiel auf die Spülmaschine in der Küche. Im Gespräch fing ich an zu hinterfragen, ob genau DIESES handgeblasene und -bemalte Geschirr benutzt werden müsse. Meine Klientin erzählte mir, dass sie das Geschirr aus einer Haushaltsauflösung einer Tante in der Familie mehr oder weniger unfreiwillig "geerbt" habe. Schon damals war ihr vom Rest der Familie eingebläut wurde, wie unglaublich wertvoll dieses Geschirr doch wäre. Der Gedanke, sich etwas gutes zu tun, indem "feines" Geschirr nicht im Schrank verstaubt, ist prinzipiell ein guter! Doch als wir gemeinsam den Blick über die eingefahrenen Routinen hinaus wagten stellte sich schnell heraus, dass der Vorteil "Spülmaschine" jede handaufgetragene Goldborte dreimal für sie wettmachen würde!
Im verinnerlichten Zwang, das "gute Geschirr" Ihrer Tante benutzen zu müssen, war ihr diese Idee garnicht gekommen:
Meine Klientin kaufte sich modernes, spülmaschinengeeignetes Geschirr für ihre Mädelsabende. Und es standen nie mehr Geschirrberge in der Küche!
Das Geschirr der Tante verkaufte sie noch an einen Sammler. Vorher machte sie ein Bild davon als Erinnerung.
Überlegen Sie immer: Entspricht die Art, wie ich Dinge in meinem Haushalt benutze, meinem Lebensstil? Oder kann ich Handgriffe und Aufgaben vereinfachen?
Gewohnheiten hinterfragen
Das Hinterfragen alter Gewohnheiten eröffnet die Möglichkeit für einen stressfreieren Alltag. Indem man sich neuen Denkweisen und Verhaltensweisen öffnet, kann man neue Routinen entwickeln und seine Perspektive erweitern. Die Welt und unsere Bedürfnisse verändern sich ständig, und was gestern funktioniert hat, muss nicht unbedingt heute noch effektiv sein!
Wagen Sie den Blick über den berühmten Tellerrand hinaus! Sie möchten nicht mit der Hand abspülen? Passen Sie Ihre Küchenausrüstung entsprechend an! Bügeln ist ätzend? Kaufen Sie möglichst nur noch bügelfreie Kleidung und lassen Sie Perfektionismus draußen. Vereinfachen Sie, was zu vereinfachen geht und genießen Sie die Zeit, die Sie damit gewinnen!
Ihre Corinna Rose